Kirche
Wo der «Güggel» leise kräht
Wo einst Tennisbälle hin- und herflogen, steht heute die reformierte Kirche Hergiswil.
Inmitten eines wunderschönen Parks. Wie kam es dazu?
Der Weg zur zweiten reformierten Kirche in Nidwalden war lang. Adolf Sigg, Kirchenratspräsident von 1945 bis 1980 und Direktor der Schindler AG, erzählte 1990: «Nach dem Zweiten Weltkrieg plante man eine zweite Pfarrstelle und eine zweite Kirche in Nidwalden, weil durch die Soldaten der neuen Festungswachtkompanie in Stansstad und des neuen Militärflugplatzes in Buochs viele reformierte Bürgerinnen und Bürger in den Kanton gekommen waren. Mein Vater wollte die neue Kirche in Hergiswil bauen lassen und kaufte der Kirchgemeinde ein geeignetes Grundstück in einem kleinen Wald, auf dem sich zuvor ein Tennisplatz befand.»
Auch das Militär hilft mit
Durch finanzielle Unterstützung von vielen Seiten konnte das Vorhaben realisiert werden. Adolf Sigg: «Der Protestantisch-Kirchliche Hilfsverein Zürich half, die schweizerische Reformationskollekte 1947 wurde für die Hergiswiler Kirche gesammelt, zwölf Soldaten der Festungswachtkompanie trugen unentgeltlich das Betonfundament des Tennisplatzes ab und private Gönner stifteten die Orgel, die Glocken, den Taufstein und weitere Einrichtungsgegenstände.»
Die Kirche wurde 1947/48 gebaut und im Dezember 1948 eingeweiht.
Viele Soldaten der Festungswacht gründeten Familien in Hergiswil und schickten ihre Kinder zur Sonntagsschule. Für die Sonntagsschule, in die bis zu hundert Kinder kamen, und für die Treffen des Frauenvereins baute man in den 1960er Jahren den Pavillon neben der Kirche. 2002 wurde der Pavillon und 2005 die Kirche vollständig renoviert.
Park mit Urnenfriedhof
Da die reformierten Bürgerinnen und Bürger in Nidwalden Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Verstorbenen schon vielfach kremierten und die katholisch geprägten Gemeinden keine Urnenbestattungen anboten, entstand 1950 neben der reformierten Hergiswiler Kirche ein Urnenfriedhof. Er wuchs in drei Ausbauschritten bis 1988 auf die heutige Grösse und stand allen Reformierten zur Verfügung. Seit sich in den 1990er Jahren in allen Nidwaldner Gemeinden die Urnenbeisetzungen durchgesetzt haben, wird der «Wald-Friedhof» nur noch von Hergiswiler*innen genutzt.
Mitte der 1990er Jahre mussten die überalterten Fichten auf dem Kirchenareal gefällt werden. An ihre Stelle trat der heutige Mischwald. Das Kirchenareal verwandelte sich allmählich in einen Park mit Wegen, Bänken und Brunnen. Reformierte Kirche und Kirchenareal sind heute auch ein Ort der Stille und des Innehaltens.